Regio Energie Solothurn verkauft Kraftwerksbeteiligung

Die Regio Energie Solothurn verkauft ihre Beteiligung am deutschen Kohlekraftwerk und fokussiert ihr Engagement auf die erneuerbare Stromproduktion.

Die Regio Energie Solothurn ist sei Mai 2008 mit einem Anteil von 0.5% (3.9 MW) am Kohlekraftwerk in Lünen (D) beteiligt. Seit 2013 produziert das moderne Kraftwerk rund 4 Milliarden kWh (4TWh) Strom pro Jahr. Es gilt als eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Europa.

Der Auslöser – weit vor Fukushima – hin zu dieser Beteiligung war die damalige Marktsituation; die Strompreise begannen damals, nach längerer Zeit des Sinkens, wieder stark anzusteigen, zudem wurde der Strom knapper, und besonders Kleinkunden äusserten damals Angst und Bedenken, dass Stromversorger die Grosskunden wohl zu Lasten der Kleinkonsumenten zu besseren Konditionen bedienen würden. Die Regio Energie Solothurn begegnete diesem Bedenken unter anderem mit der Suche nach Zugang zu Eigenproduktion. Mangels Angebot in der Schweiz musste sie ins Ausland ausweichen, mittels Beteiligung am Kohlekraftwerk in Lünen (D).

Seit dem Reaktorunglück in Fukushima hat sich die Energiewelt ganz grundsätzlich verändert. Intensive Anstrengungen der europäischen und der schweizerischen Politik haben den Zubau von Photovoltaik- und Windanlagen stark beschleunigt. Heute können bereits auch dezentrale Anlagen zur erneuerbaren Stromproduktion – z. B. Strom aus Sonne – wirtschaftlich gebaut und betrieben werden.

Im Ergebnis präsentiert sich heute die Energiewelt mit einem anhaltend tiefen Strompreis und zunehmend erneuerbarer, lokaler Stromproduktion. Die Regio Energie Solothurn geht davon aus, dass die Strompreise in den nächsten Jahren am Grosshandelsmarkt auf relativ tiefem Niveau verharren werden, derzeit zwar etwas anziehen, aber noch ein paar Jahre attraktiv tief bleiben werden.

Konventionelle, top moderne neue Kraftwerke werden aber weiterhin zu höheren Kosten produzieren als der Marktpreis über Angebot und Nachfrage vorgibt. Da die schweizerische Politik nun den Schweizer Wasserkraftwerken nach grossem Effort der Strom-Produktionslobby einen grossen Vorteil verschafft hat, und Wasserstrom gar fördert, werden es andere Kraftwerke, auch im Ausland noch schwerer haben. Insbesondere im Winter ist die Schweiz jedoch auf den Import von Strom angewiesen um ihren Bedarf decken zu können.

Als Konsequenz aus all diesen Sachverhalten und beim Bestreben zu ihrem Engagement für die Energiestrategie 2050 hat sich die Regio Energie Solothurn entschieden, diese Beteiligung nun zu verkaufen. Per 1.1.2018 geht der Kraftwerksanteil komplett an ein deutsches Stadtwerk über. Das Strom-Produktions-Portfolio der Regio Energie Solothurn verändert dadurch ihr Gesicht; der Anteil erneuerbarer Energie im Portfolio der Eigenproduktion der Energieversorgerin steigt nun auf über 85%.

Die Regio Energie Solothurn sucht nach wie vor aktiv Beteiligungsmöglichkeiten an Schweizer Windkraft- und Wasserkraftwerken. Wir stellen dabei ernüchtert fest, dass solche Anteile praktisch nicht angeboten werden, obwohl sich nach Aussagen des einen oder anderen Stromkonzerns die Wasserkraftwerks-Assets nicht lohnen und der Staat da helfen solle.